Interview mit Dr. Heiner Pollert, Deutsches Institut für Erfindungswesen

Joachim Vogl, Redakteur Konstruktion & Engineering | 03.09.2011 | Patentpool Group , Rudolf-Diesel-Medaille

Exklusivinterview zur Dieselmedaille. Unlängst hat das Deutsche Institut für Erfinderwesen (D.I.E.) die Nominierungen für die diesjährige Verleihung der Dieselmedaille bekannt gegeben. Grund genug, um mit dem Vorsitzenden des D.I.E., Dr. Heiner Pollert, über die höchste Auszeichnung für Erfinder und angrenzende Themen zu sprechen.

2009 wurde ein Rückgang der Patentanmeldungen von 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. Wie war das 2010 und wie ist die Situation aktuell?

Die letzte Wirtschaftskrise hat ihre Schatten natürlich auch über die Innovationslandschaft geworfen. Wo weniger Geld zur Verfügung steht, wird auch weniger Zeit in langfristige Projekte wie technologische Entwicklungen gesteckt. Wer weniger Geld hat, kann auch nur geringere Kosten für Patentanmeldungen tragen. Für 2010 sah es jedoch schon wieder besser aus: Mit 59 245 Erfindungen beim Deutschen Patent- und ̈Markenamt wurden nur 338 Anmeldungen weniger eingereicht als 2009, das entspricht einem Rückgang um nur mehr 0,6 Prozent. Es wird sich noch zeigen, ob der rückläufige Trend mit dem Jahr 2011 komplett gestoppt werden kann.

Die von D.I.E. verliehene Dieselmedaille gilt seit den 1950er Jahren als höchste Auszeichnung für Erfinder. Doch warum fehlt es dieser Trophäe an Bekanntheit und wie wirken Sie dem entgegen?

Der Dieselmedaille fehlt es keineswegs an Bekanntheit. In Ingenieurs-und Erfinderkreisen ist sie als bedeutendste Auszeichnung ihrer Art seit Jahrzehnten fest verankert. In den vergangenen 10 Jahren sind Innovationspreise sehr in Mode gekommen, einige werden auch von großen Medienanstalten begleitet. Wir begrüßen diese Entwicklung grundsätzlich, denn wir meinen: „viel hilft viel“. Dennoch wissen wir, dass die Dieselmedaille, die seit 1952 verliehen wird und inzwischen eine Vielzahl bedeutender Köpfe der deutschen Innovationslandschaft geehrt hat, einen ganz besonderen und sehr kompetenten Ruf genießt. Tatsächlich handelt es sich um den ältesten deutschen Innovationspreis. Seit dem vergangen Jahr richten wir unseren Fokus nicht mehr ausschließlich auf die Fachöffentlichkeit, sondern gehen mit unseren gezielten Kommunikationsmaßnahmen auch an ein breiteres Publikum heran. Wir tun dies nicht aus Eitelkeit oder kommerziellen Interessen, sondern für die Innovationskultur und um die neu gegründete D.I.E. Academy einem breiteren Publikum bekannt zu machen. Dabei handelt es sich um eine Plattform, in der schlussendlich mehrere tausend Experten und Interessierte über die besten Innovationen in unserem Land befinden sollen – ein hoch kompetentes Gremium für gezielte Innovationsförderung in Deutschland.

Am 30. November wird im Deutschen Museum in München die Dieselmedaille 2011 in vier Kategorien verliehen. Welche Erfinder haben Ihrer Meinung nach die größten Chancen, eine Dieselmedaille zu bekommen, und mit welcher Begründung?

Natürlich ist es zu diesem Zeitpunkt zu früh, eine Bewertung der insgesamt 16 Bewerbungen in den vier Kategorien „Beste Innovationsleistung“, „Nachhaltigste Innovationsleistung“, „Beste Medienkommunikation“ und „Beste Innovationsförderung“ vorzunehmen. Ganz grundsätzlich gilt: Erfinder, die neben Ihrer wissenschaftlichen oder erfinderischen Tätigkeit auch einen wirtschaftlichen oder kaufmännisch- organisatorischen Beitrag zum Erfolg ihrer Innovation geleistet haben, sind gern gesehene Träger der Dieselmedaille. Doch wer tatsächlich gewinnt, wird das Dieselkuratorium unter Vorsitz von Prof. Dr. Alexander Wurzer im August bestimmen.

Als Gründer der Patentpool-Gruppe sitzen Sie direkt an der Quelle. Kommt man da nicht selbst auf die besten Ideen?

Tatsächlich ist die Patentpool-Gruppe auf die Auswahl, Frühphasen-Finanzierung und Markteinführung Erfolg versprechender Innovationen spezialisiert, und das seit bald 15 Jahren. Wir erhalten jedes Jahr hunderte großartige Innovationen. Unsere eigenen Ideen fließen dabei in die praktische Umsetzung der besten Technologien und Lösungen zum Wohl des Erfinders, unserer Investoren und der Allgemeinheit.

Von welcher Erfindung waren Sie in Ihrem Berufsleben am meisten beeindruckt und warum?

Wir betreuen so viele spannende und vielversprechende Projekte, dass es schwer ist, hier eine Aussage zu treffen. Das ist wie mit einer Mutter, die nie sagen wird, wer ihr Lieblingskind ist. Wenn Sie aber auf einer Antwort bestehen sage ich: Die Erfindung des Rads war schon ganz gut.

Ein Tipp von Ihnen an Erfinder im Maschinen- und Anlagenbau?

Neben Zuversicht, Gründlichkeit, Mut und Fleiß brauchen über 99 Prozent aller Erfinder auch gute Beratung, weil keiner alles können kann.

Die Dieselmedaille genießt einen ganz besonderen uns sehr kompetenten Ruf.“ –  Dr. Heiner Pollert, D.I.E.